Rucksack hat noch wenig Ekelfaktor
Rucksack im Altpapier – bei solchen Fundstücken zuckt der Niederlassungschef der Remondis OWL GmbH Jens Ußling nur mit den Achseln. „Es gibt nichts, was noch nicht falsch entsorgt wurde – bis hin zu verstorbenen Lebewesen und Fäkalien“, sagt Ußling. Was das für den Papierrecycling-Prozess bedeutet, schildert er den Umwelt trifft Technik-Redakteurinnen Stephanie Zabel (links) und Birgit Lutzer im Interview.

Zabel: Warum ist Recycling – und in diesem Fall das von Papier – so wichtig für die Umwelt und die CO2-Bilanz?
Ußling: Das umweltfreundliche Recyclingpapier wird bis zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt. Dabei lassen sich die Papierfasern mehrmals wiederverwerten. Durch den Altpapiereinsatz sparen wir große Mengen Energie und Wasser ein. Außerdem haben wir deutlich weniger CO2-Emissionen, müssen weniger Chemikalien einsetzen und reduzieren die Abwasserbelastung. Abgesehen davon, müssen weltweit weniger Bäume gefällt werden. Altpapier hat sich in Deutschland zum wichtigsten Rohstoff bei der Papier- und Kartonherstellung entwickelt.
Lutzer: Von diesem Papierhaufen mit Rucksack bis zu einem neuen Karton ist ja noch ein längerer Weg. Wie geht es nach dem Abkippen der Ladung weiter?
Ußling: Im ersten Schritt entfernen wir manuell Dinge wie den Rucksack, Hausmüll und Plastiktüten und entsorgen sie fachgerecht. Auf ein Öffnen von Behältern oder Tüten verzichten wir in der Regel, es sei denn, sie sehen sehr verdächtig aus oder riechen nach Verwesung. Dann sortieren wird das Papier in unseren Anlagen, zum Beispiel nach Farben. Dunkle Papiersorten können zur Herstellung dunklerer Produkte wie Kartonagen verwendet werden. Aus hellen Papierfasern wird zum Beispiel weißes Druckerpapier. Nach dem Sortieren schreddern wir das Papier und vermischen es mit Wasser und Chemikalien zu einem Brei.
Zabel: Dann sind aber immer noch unerwünschte Fremdbestandteile in der Masse, oder?
Ußling: Genau. Die Papierfasermasse unterziehen wir weiteren Reinigungs- und Sortiervorgängen. Die Entwässerung erfolgt auf verschiedenartigen Sieben. Wir arbeiten dabei in einer Kreislaufwirtschaft. Das Wasser wird gefiltert, gereinigt und wiederverwendet. Je nach geplanter neuer Papiersorte schließen sich eine Druckfarbenentfernung, Bleiche oder andere chemische Einwirkungen an. Am Ende wird das neue Papier auf Bahnen aufgerollt und zur Produktion neuer Erzeugnisse verwendet.
Lutzer: Wie oft lässt sich Altpapier auf diese Weise wiederverwerten?
Ußling: Im Lauf des Recyclingprozesse verkürzen sich die Papierfasern immer mehr. Wenn Sie einen hochwertigen Karton schlecht zerreißen können, sind die Ursprungsfasern noch sehr lang. Nach fünf bis sieben Recyclingprozessen hat das Papier kaum noch Reißfestigkeit und Stabilität. Deshalb müssen wir dem Kreislauf immer wieder in geringen Anteilen frische Fasern hinzufügen.
Über Jens Ußling:
- Geschäftsführung REMONDIS OWL GmbH
- 56 Jahre alt
- Diplom-Kaufmann, Universität Bielefeld
- 25 Jahre im Hause REMONDIS
- Seit 2008 zuständig für den Bereich Bielefeld/OWL
Die Remondis OWL GmbH mit Hauptsitz in Bielefeld
Die Remondis OWL GmbH ist ein regional in Ostwestfalen agierendes Entsorgungsunternehmen mit Standorten in Bielefeld, Dörentrup und Vlotho und eine 100%ige Beteiligung der REMONDIS Unternehmensgruppe.
Als lokaler Entsorgungsdienstleister in einer starken Unternehmensgruppe ist die Remondis OWL GmbH durch transparente und zukunftsorientierte Konzepte in der Lage, jede Entsorgungsaufgabe zu lösen.
Das Handlungsprinzip ist Kundenorientierung: „Wir stehen für eine langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit.“