Radwege – eigentlich sollen sie der Sicherheit dienen. Doch auch bei einigen Radfahrenden gibt es offensichtlich Unsicherheiten, was die Straßenverkehrsordnung sagt. Und in der Gemeinde Steinhagen ist an manchen Stellen noch Luft nach oben, was Verkehrssituation für alle Beteiligten betrifft.
- Blaue Verkehrszeichen mit weißen Fahrrädern kennzeichnen benutzungspflichtige Radwege
- Das Nutzen von Radwege auf der rechten Seite ohne Beschilderung ist freiwillig
- Radfahrer dürfen den rechten Seitenstreifen benutzen, wenn es keinen Radweg gibt und Fußgänger nicht behindert werden
- Die Pflicht, einen Radweg zu nutzen, darf nur bei besonderer Gefahrenlage verordnet werden
- Auch in Steinhagen gibt es Strecken, die besonders gefährlich für Radfahrende sind
Diese Verkehrszeichen für Radwege sollten Sie kennen
Blaue Verkehrsschilder mit einem weißen Fahrrad weisen eine Radweg-Benutzungspflicht aus. Das gleiche gilt für Schutzstreifen auf der Fahrbahn mit gestrichelter Leitlinie oder Radfahrstreifen mit durchgezogener Linie. Sehen Sie einen Radweg ohne ein solches Schild, dürfen Sie diesen benutzen oder auch die rechte Straßenseite. Die zwingende Benutzung eines Radwegs darf nur dort angeordnet werden, wo eine übermäßige Gefahrenlage für Radfahrer besteht. Der Radweg muss allerdings auch geeignet sein, diese Gefahr zu beseitigen.
Am geplanten Schutzstreifen an der Bielefelder Straße scheiden sich die Geister
Als Steinhagener Beispiel ist die Bielefelder Straße zu nennen. Dort will der Landesbetrieb Straßen NRW den im integrierten Radverkehrskonzept der Gemeinde Steinhagen empfohlene Schutzstreifen umsetzen. Dass diese Lösung sicher sein soll, zweifeln Bürger/innen sowie Lokalpolitiker/innen aller Parteien an. Und dass die Verkehrssituation insgesamt mehr als unbefriedigend ist, wurde unlängst bei einer Fahrraddemo an der Bielefelder Straße deutlich.
In Steinhagen viele Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern
Im Radverkehrskonzept steht auch eine Aussage über die Unfallstatistik in der Gemeinde. Auf Seite 17 heißt es: „Die Gesamtzahl der Unfälle mit Beteiligung des Radverkehrs betrug 86 (2014-2016), bei konstanten Unfallzahlen von 28 bzw. 29 Unfällen pro Jahr.“ Auf die Einwohnerzahl bezogen, ergebe sich daraus eine Fahrrad-Unfallquote von ca. 1,4 Verkehrsunfällen pro 1.000 Einwohner/innen und Jahr. „Zum Vergleich beträgt diese Quote im Bundesdurchschnitt in Deutschland ca. 1,0 Verkehrsunfälle mit Radfahrendenbeteiligung pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und Jahr.“ Steinhagen liege also 40 % oberhalb des Durchschnitts. ( Birgit Lutzer )
Hallo Birgit,
ich fände es gut, auch mal die Rolle der Autofahrer zu beleuchten. Mit mehr Rücksichtnahme und angepasster Geschwindigkeit wäre eine gemeinsame Nutzung des Straßenraums auch sicherer. Dann müsste auch nicht soviel Fläche für eigene, abgetrennte Radwege versiegelt werden. Der motorisierte Individualverkehr hat aber immer noch absoluten Vorrang in der Planung. Ein Negativbeispiel ist für mich der Ausbau des Hengeberg. Hier ist eine tolle Rennstrecke für Auto- und Motorradfahrer entstanden! Der Radfahrer hat dafür Platz zu machen und etliche Quadratmeter wurden deshalb versiegelt.
Viele Grüße,
Thomas
Hallo Thomas, da habe ich schon eine lange Geschichte hinter mir mit dem Aktionsbündnis Amshausen. Wir haben hier in der Büker-Siedlung eine Zone 30. Der schnellste Autofahrer, der vor Beginn der Bauarbeiten mit dem Gemeinde-Display erfasst wurde, fuhr fast 100 km/h. Jetzt ist es wegen der Bauarbeiten sowie zwei Kindergärten und Rechts-vor-Links-Einmündungen besser geworden, doch immer noch gibt es vereinzelte Raser/innen. Ich habe daraus gelernt, dass Appelle meist ins Leere gehen oder sogar Spott hervorrufen. Meine Meinung: Es geht nur mit Zwang.
Zur Versiegelung: Es ist zu beobachten, dass Versiegelungen bei manchen Bauprojekten lieber in Kauf genommen werden statt irgendwelche Einschränkungen hinzunehmen. Wir haben in der Gemeinde eine Stellplatzsatzung, die das Verhältnis von Wohneinheiten und Parkplätzen regelt. Um also bei der Planung von Mehrfamilienhäusern noch grüne Flächen übrig zu haben, müsste die Zahl der Wohnungen reduziert werden. Dazu ist kein Investor freiwillig bereit, da die Baukosten explodiert sind. Er müsste draufzahlen, und das will er nicht. Das kann ich auch verstehen, wenngleich ich persönlich lieber Grünflächen mit Bäumen habe statt Asphalt und Beton.