Nackter Boden, versiegelte Flächen und pflanzenarme Steingärten scheinen immer beliebter zu werden, auch in Steinhagen. Sie beruhen oft auf einem Ordnungsstreben, das Natur als chaotisch betrachtet. Warum dieses Denken in eine Klima-Sackgasse führt, erläutert Redakteurin Cora Brandt.
Auf einen Blick:
- Unbedeckte Flächen heizen sich bei Wärme auf, trocknen aus und verstauben
- Dadurch verlieren sie Nährstoffe, die für Pflanzen wichtig wären
- Wer immer mit Trinkwasser bewässert, sorgt für eine Versalzung des Bodens
- Das Salz entzieht den Wurzeln der meisten Pflanzen das benötigte Wasser und schädigt sie
- Natürlicher Mulch aus Pflanzenresten bindet und erhält Feuchtigkeit
- Auch lebende Kräuter, Büsche, Bäume und Berankung können eine Schutzschicht bilden
Geometrisch geschnittene Büsche, „englischer“ Rasen ohne blühende Pflanzen, längerer Kahlschlag, nachdem Bäume gestorben sind oder gefällt wurden sowie Monokulturen auf nackter Erde sehen „ordentlich“ aus. Sie stehen im Gegensatz zu „unordentlichen“ Laub- und Zweighaufen. Auch Blätter, Baumfrüchte oder Samen auf Bürgersteig und Straße sind manchen Bürger*innen ein Dorn im Auge. Die Liste könnte beliebig verlängert werden. Doch in der Regel sind die „unordentlichen“ Varianten klimafreundlicher.
Nackter Boden wirkt wie eine Luftheizung
Nackter Boden und blanke Flächen heizen sich auf und erwärmen damit die Luft. Die Temperatur steigt, örtlich und global. Wer schon einmal im Sommer barfuß auf Asphalt gegangen ist, weiß, was gemeint ist. Nackter Erdboden trocknet auch deshalb sehr schnell aus. Bewachsene Flächen sind viel kühler. Der Effekt ist besonders ausgeprägt unter Büschen, Bäumen und Rankgewächsen. Der Unterschied zwischen heißeren und kühleren Flächen erzeugt Wind. Die in der Luft gelöste Feuchtigkeit wird weggeweht – wie die Feuchtigkeit aus nassen Haaren vom Föhn. Die Luft wird trockener und zieht noch mehr Feuchtigkeit aus der Erde.
Was Pflanzenwachstum langfristig ermöglicht, verschwindet
Letzte Humusbestandteile trocknen aus, werden zu Staub und verwehen. Die Luft wird staubig und belastet die Atemwege. Im Extremfall gibt es Staub- und Sandstürme wie in den letzten Jahren in Brandenburg. Ein weiterer Effekt: Bei den immer häufiger werdenden Starkregen-Ereignissen wird der nackte Boden weggeschwemmt. Das passiert besonders dann, wenn er durch schwere Maschinen verdichtet ist. Laufen deren Fahrspuren hangabwärts, fließt das Wasser sofort ab und schwemmt die für Pflanzen nutzbare Bodenschicht weg. Übrig bleibt im Extremfall Geröll.
Warum Bewässerung mit Trinkwasser die Austrocknung verstärkt
Wer trotzdem säen und ernten möchte, greift manchmal zu künstlicher Bewässerung durch Trinkwasser. Das hilft kurzfristig, erhöht jedoch die Wasser-Rechnung. Außerdem: Das Wasser verdunstet – die darin gelösten Stoffe bleiben zurück. Bei einer Bewässerung mit 10 000 m³ Trinkwasser werden dem Boden 2000 – 3000kg/ha verschiedener Salze zugeführt. Trockener Boden speichert die Salze und wird lebensfeindlich. Durch seinen hohen Salzgehalt zieht er Feuchtigkeit aus dem Grundwasser – genau das Lebenselixier, das die Bäume und auch wir dringend brauchen.
Ganz einfache Tipps für mehr Feuchtigkeit im Boden
Halten Sie den Boden bedeckt – zu jeder Zeit. Alles, was an pflanzlichem Material nach der Ernte übrig ist, können Sie als Mulchschicht über die Erde verteilen. Dadurch haben Sie gleich mehrere Vorteile: erstens sparen Sie Wasser. Ein Biobauer berichtete, durch Mulchen würde er nur noch halb so viel Wasser benötigen als vorher. Zweitens können Sie aufs Düngen weitgehend verzichten. Die Nährstoffe aus den Pflanzen werden in die Erde und damit in den Kreislauf zurückgeführt. Und Drittens: Mulchen fördert das Bodenleben. Regenwürmer, andere Tiere und Mikroorganismen bringen den Nahrungskreislauf in Schwung.
Die Bodenbedeckung kann auch aus lebenden Pflanzen bestehen. Das wird als Gründüngung bezeichnet. Schmetterlingsblütler wie Klee und Luzerne reichern den Boden und später die Nahrungspflanzen mit Stickstoff an. So genannte „Knöllchenbakterien“ binden den Luftstickstoff und ermöglichen dadurch den Aufbau von pflanzlichem Eiweiß.
Clevere Mehrfachnutzung durch „Zwischenfrüchte“
Zwischenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Leindotter oder andere Pflanzen können eine zusätzliche, Einkommen produzierende Bepflanzung darstellen. Es ist manchmal möglich, sie schon während der Wachstumsperiode der Haupt-Feldfrüchte zu säen. Nach deren Ernte wachsen sie einfach weiter. Und sie erzeugen zum Teil sogar mehr Dünger als sie selbst verbrauchen. ( Cora Brandt )