Hochwasser – in einem Spiegel-Interview vom 24.07.2021 nimmt TV-Förster Peter Wohlleben Stellung zur Hochwasserkatastrophe. Seine Meinung: Ein intakter Wald hätte viel Leid verhindern können und würde dem Klimawandel entgegenwirken. Umwelt-trifft-Technik-Baumexpertin Cora Brandt ist ähnlicher Ansicht und hat wichtige Ergänzungen.

Wohlleben: „Die Wälder bremsen … das Wasser. Ein Teil bleibt schon in den Kronen der Bäume hängen und verdunstet wieder. Vor allem aber wirkt intakter Waldboden wie ein lockerer Schwamm … Ein intakter Waldboden kann pro Quadratmeter 200 Liter Wasser speichern.“

Hochwasser„Richtig, intakte Wälder beeinflussen das Mikroklima und auch das globale Klima. Bäume sind die einzigen bekannten Lebewesen, die das Klima kühlen.  Außerdem speichern sie CO2. Und dieses System ist in Gefahr – vor unserer Haustür und weltweit. Wenn in Brasilien der Amazonas-Regenwald gerodet wird, um Soja für Tierfutter anzubauen, dann häufen sich weltweit die Extremwetter-Ereignisse. Das gleiche gilt, wenn in Osteuropa die Urwälder für den Holzverkauf geplündert werden. Auch in Westeuropa werden an vielen Orten ausschließlich Holzplantagen gefördert. Es wäre besser, mehr Flächen mit natürlichem, wildem Wald wachsen zu lassen.“

Der Regen läuft planierte Flächen herab und wird zu Hochwasser

Wohlleben: „Das Problem ist, dass … die großen Holzerntemaschinen diesen Boden platt fahren und die Bodenökologie ersticken. Bis zu 95 Prozent der Speicherkapazität des Bodens gehen dabei verloren. Diese 95 Prozent [Regenwasser] kommen nun unten im Tal an. Und schon nimmt das Drama seinen Lauf!“

Hochwasser„Genau, und die Spurrillen, die die Hänge hinunter verlaufen, verstärken das Problem. Wer sich unseren Teutoburger Wald momentan anschaut, wird das bestätigen können. Wir brauchen einen Wandel der Land- und der Forstwirtschaft, so dass insgesamt mehr Bäume wachsen können.

Die Agroforstwirtschaft kombiniert verschiedene Wirtschaftssysteme

Wohlleben: „Viele unserer Wälder sind grüne Wüsten.“

Hochwasser„Eine gute Lösung aus meiner Sicht ist die Agro-Forstwirtschaft. Bei diesem Produktionssystem werden Elemente des Ackerbaus und der Tierhaltung mit Teilen der Forstwirtschaft verbunden. Das fördert die Artenvielfalt. Und die Baumfrüchte könnten verstärkt vermarktet werden. Zusätzliche Vorteile wären der Wind- und Hitzeschutz, das Vermeiden von Erosion, die förderliche Wirkung auf das Grundwasser, das Einsparen von Bewässerung und zum Teil auch von Düngung bei geeigneten Baum-Arten.“

Buchtipp: Wohlleben, Peter (2021): Der lange Atem der Bäume. Wie Bäume lernen, mit dem Klimawandel umzugehen – und warum der Wald uns retten wird, wenn wir es zulassen. Direkt zu Wohllebens Buchshop.

Hochwasser – Bäume können bremsen
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